Ein Hirte achtet auf seine Schafe. Geht mit ihnen von einer Weide zur nächsten. Wechselt ein Tier dabei die Richtung oder verlässt es die Herde, folgen ihm prompt einige Tiere. Der Hirte hat Unterstützung, sein Hütehund umrundet das bewegliche Wollknäuel fortwährend und führt die Tiere sicher zur Herde zurück. Für einen Vergleich von einer durch Hirten geführten Schafherde mit einem Unternehmen bedarf es eines gewissen Maßes an Fantasie. Teile des Bildes „Hirte mit Schafherde“ begegnen mir in meiner Arbeit in Unternehmen jedoch oft.
Unternehmensführung arbeitet daran Gewinne zu erzielen und Wachstum zu sichern. Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Die Führung achtet auf das Unternehmen und die eigenen Mitarbeiter. So weit, so gleich. Aus unterschiedlichen Gründen verlassen Menschen eine homogene Mitarbeitergruppe. Veranlasst durch Wechsel in der Führung, durch unpopuläre Entscheidungen oder Misserfolg, manchmal sind persönliche Befindlichkeiten der Auslöser. Sie verlassen sie nicht physisch, sondern vielmehr geistig. Man könnte sagen, sie werden gesinnungsuntreu. Manche werden so untreu, dass sie innerlich kündigen aber trotzdem physisch anwesend bleiben.
Hier ziehe ich den Vergleich zum Bild der Schafherde. Prompt oder nach und nach, nicht selten jedoch mit steigender Anzahl, folgen dem gesinnungsuntreuen Mitarbeiter weitere. Sie verlassen gedanklich die Gruppe, folgen nicht mehr dem Gruppenflow. Diese Mitarbeiter werden in eine andere Richtung gesogen.
Je nach Persönlichkeit des Gesinnungsuntreuen, schafft er oder sie es, großen Einfluss auf andere Kollegen zu nehmen. Es wird lautstark Unmut geäußert, „Stimmung“ gegen einzelne Führungspersonen und gegen die Geschäftsführung gemacht. Regeln bewusst missachtet und Grenzen überschritten. Hier fällt schnell der Begriff des Rädelsführers. Ein Anstifter, den man so nur im negativen Sinn bezeichnet.
Was ist die Folge dieser Einflussnahme und was bedeutet die Aufspaltung der einst homogenen Mitarbeitergruppe für das Unternehmen? Der Fokus auf die eigentliche Arbeit ist gestört. Die Produktivität und Stärke einer Gruppe, die an gleichen Zielen arbeitet ist geschwächt und forthin bedroht. Die einst starke Säule der Zufriedenheit einzelner Mitarbeiter beginnt zu bröckeln.
Was macht der Hirte in dieser Situation mit seiner Herde? Er handelt, er schickt seinen Hütehund. Der führt die Tiere sicher zurück zur Herde. Alles ist wieder in seiner Ordnung.
Was geschieht in Unternehmen? Von es wird gar nicht realisiert, es bleibt unbeachtet, nicht korrekt lokalisiert, bis hin zu die Hütehunde führen nicht zurück, sondern befördern aus dem Unternehmen heraus, ist wohl alles dabei. In jedem Fall bedeutet es Aufwand. Es handelt sich um langatmige, anstrengende Prozesse, die die Unternehmen im Voranschreiten erheblich blockieren.
Was kann getan werden und wie können Influencer helfen?
Das Interesse für die Mitarbeiter und die Stimmung in der Gruppe verdient mehr Fokus. Kritik, die dauerhaft überhört wird, bedeutet letztlich gefährlicher Zündstoff.
Frühzeitig wahrnehmen, Stimmen und Meinungen ernst nehmen und Richtungswechsel zeitnah hinterfragen. Miteinander sprechen und Lösungen finden, erhöht die Chance auf den Erhalt homogener Gruppen. Eine Gruppe, die zumindest grob in die gleiche Richtung geht. Positiven Meinungsmachern, wir nennen sie zeitgemäß Influencer, mehr Beachtung schenken. Deren positive Zugkraft nutzen und Mitarbeitern, die ihnen folgen wollen zur Verfügung stellen.
Dieser Schritt ähnelt einem Injizieren von Gegengift oder dem Installieren vom magnetischen Pluspol zum bereits vorhandenen Minuspol. Tja, wir werden das Rad nicht neu erfinden. Also warum nicht das anwenden, was sich tausendfach bewährt hat?
Warum nicht die Intelligenz der Gruppe nutzen und neue Ideen entwickeln? Ideen aus den eigenen Reihen. Ideen, die die Bedürfnisse der Gruppe abbilden, die die Zufriedenheit erhalten und einen Wechsel in eine andere Richtung überflüssig machen.
Alles viel zu aufwendig? Es gibt genug Menschen, die arbeiten wollen. Schicken wir den Hütehund und ziehen die Störer aus der Herde. Was würde dazu wohl der Hirte sagen?
Work Design
Im arbeitsglücklich® Training für Unternehmen steige ich mit der Beachtung dessen ein, was Rädelsführer und ihnen folgende Arbeitskollegen bewegt. Ich starte mit dem Graben nach der Wurzel des Unmuts. Es würde langfristig keinen Sinn machen das Unkraut nicht mit der gesamten Wurzel aus der Erde zu ziehen. Auch Unmut wächst nach!
Mit Work Design, Techniken angelehnt an das Design Thinking, erarbeite ich gemeinsam mit Mitarbeitern den Status Quo ihrer blockierenden Problemfelder und gut funktionierender Arbeitsfelder. Mit der Betrachtung der zeitlichen Entwicklung der Problemfelder, auch in Zusammenhang mit äußeren Faktoren, findet die Gruppe zielsicher die Auslöser.
Dann beginnt die kreative Ideenentwicklung für gemeinsame Lösungswege. Eine Arbeitsphase mit viel Energie, Auseinandersetzung und Commitment. Ohne Druck durch die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, entwickeln die Mitarbeiter einen Pool von möglichen Ideen. Diese werden in der Umsetzungsphase getestet. Bei Dysfunktionalität wieder verworfen, weiterentwickelt und neu getestet. Erfolgsversprechend ist, dass Lösungswege aus der Gruppe gewachsen sind und dann in Absprache mit der Unternehmsführung gebracht werden.
Wenn Lösungen und Arbeitsschritte nicht ausschließlich von Entscheidern oktroyiert werden, entsteht Identifikation, allgemeine Akzeptanz und Umsetzungskraft.
Dafür ist im Unternehmensalltag wenig Zeit. Involvierte Personen sind, wenn auch indirekt, trotzdem Beteiligte. Sie sind nicht neutral und können demzufolge nicht die Offenheit erzeugen, die es braucht, um sich wieder anzunähern. Es gibt wertvolle Mitarbeiter für die es sich lohnt. Die sich in Ecken manövriert haben, aus denen sie alleine nicht mehr heraus kommen.
Die Parallele zu dem Bild mit der Schafherde ist meine Arbeit als Hütehund. Ich schütze die Mitarbeiter, die arbeitsglücklich® ihren Job machen und bringe die zurück, die den Anschluss verloren haben.