Wenn Du Dir wünscht im Arbeitsumfeld nicht ständig mit Kollegen oder Vorgesetzten anzuecken, dann schenkt Dir dieser Text eine neue Sichtweise auf das Thema. Es geht nicht darum, die eigene Meinung und Sichtweise unterzuordnen, es geht darum, was das Anecken langfristig bewirkt und wie mehr Verständnis für das eigene Anliegen erzeugt werden kann.  

 

Je nach Intensität, tut Anecken langfristig weh. Es verletzt alle Beteiligten und vergiftet das Arbeitsklima. Nicht zuletzt stört es die Arbeitsprozesse. Wem das immer wieder und in ähnlichen Situationen passiert, der darf darin ein Muster erkennen und sich fragen, wo es sinnvoll wird, die eigenen Ecken und Kanten abzuschleifen. Im weitesten Sinn mögen wir es doch eher, wenn alles „rund“ läuft.

Grundsätzlich ist Anecken noch kein frontaler Zusammenstoß und kann somit als Warnung verstanden werden.

 

Wie geht man vor, um Muster zu verstehen

 

Ein erster Schritt kann die Beobachtung sein, um persönliche Muster zu verstehen. Frag Dich, wann Du wo und mit wem aneckst. Welche Details lassen Deinen Puls höher schlagen und Dich langsam aber sicher ärgerlich werden? Was geht Dir gegen den Strich im Umgang mit den Arbeitskollegen und auf welche Äußerungen erntest Du Unmut, Kritik oder Ablehnung?

 

Der Blick in den Rückspiegel

 

Wenn Du Dein Verhalten anpassen möchtest, wirf einen Blick in Deinen Rückspiegel und beleuchte Dein Verhalten im Umgang mit Kollegen oder Führungskräften. Wie war das früher? In ehemaligen Unternehmen oder in anderen Abteilungen? Beim Betrachten vergangener Konfrontationen fällt oft auf, welcher Typ Mensch oder welche Situationen zum Anecken verleiten.

 

Mögliche Gründe 

 

Aus der Erfahrung meiner arbeitsglücklich®- Coachings führe ich folgende Beispiele an. Vielleicht ist Dir schon einmal etwas ähnliches begegnet?

 

  • Unterschiedliche Auffassung von Arbeit ist bisweilen ein Grund für das Anecken. Die einen schieben eine ruhige Kugel und fallen damit gar nicht auf. Anderen ist das eindeutig zu wenig, sie langweilen sich und haben andere Pläne und Werte.
  • Missstände werden hingenommen, totgeschwiegen und als das kleinere Übel abgetan. Andere Kollegen kennen ihre Rechte, stehen dafür ein und machen den Mund auf. Die Folge ist eventuell eine Veränderung, die nicht unbedingt allen Kollegen gleich gut gefällt.
  • Stellt man sich in einem Unternehmen oder in einer Abteilung eine bestimmte Arbeitskultur vor, die durch Regeln und Verhaltensweisen von Mitarbeitern über Jahre geformt wurde, ist jedes Handeln gegen diese Kultur im ersten Schritt ein Anecken. Je nach Einstellung der Mitarbeiter und Kollegen wird das zuwider Handeln kritisch beäugt. Es folgen Auseinandersetzungen.
  • „Das ist nicht dein Aufgabenbereich!“ „Das haben wir schon immer so gemacht!“ etc. sind typische Aussagen, die zum Anecken einladen.

Was will Dir das Anecken sagen?

 

Vermutlich will es zunächst einmal Aufmerksamkeit erzeugen. Und zwar Deine eigene Aufmerksamkeit. Auf die Bedürfnisse im Arbeitskontext, die zu wenig Berücksichtigung finden. Bist Du beispielsweise eine MitarbeiterIn, die nicht gerne tatenlos herumsteht? Suchst Du Dir lieber eine sinnvolle Beschäftigung, um nicht untätig zu sein? Dann eckst Du mit Deinem Aktionismus an, während andere Kollegen Löcher in die Luft gucken, die Hände in die Hosentaschen schieben.

Dein Bedürfnis nach sinnvoller Beschäftigung will hier berücksichtigt werden. Wenn Dir das bewusst ist und Du Dich entsprechend mitteilst, verstehen Kollegen worum es Dir geht. Dein Aktionismus wird weniger Anecken erzeugen, sondern eher auf Verständnis treffen und vielleicht sogar Nachahmer finden.

 

Manchmal lohnt es sich zunächst stiller Beobachter zu sein. Auffälliges und wiederkehrende Unsinnigkeiten, die gegen den persönlichen „Strich“ gehen, in ein „Unsinnigkeiten-Buch“ zu sammeln. So schöpft man aus dem Vollen, wenn es eine passende Gelegenheit für ein klärendes Gespräch gibt. Durch das Aufschreiben nach der Arbeit, schreibt man es sich von der Seele, es behält an Wichtigkeit und man gewinnt Abstand von einer impulsiven Reaktion – dem Anecken. So verliert Dein Anecken seinen bitteren Beigeschmack.

 

 

Was kannst Du noch tun?

 

Stell Dir vor Du legst mit Deiner Luxusyacht bei Sonnenuntergang im Hafen an. Um nicht an das Nachbarschiff oder an die Mole zu schrappen, machst Du was? Genau, als Skipper dieser fantastischen Yacht befestigst Du vor dem Anlegen große Fender an der Reling. Mit Luft gefüllte Gummi-Aufprall-Schutz-Ballons, die die wertvolle Yacht vor hässlichen Kratzern bewahren. 

 

Um Dich selbst und andere zu schützen und um Konsequenzen durch wiederholtes Anecken zu vermeiden, empfehle ich, einen Fender umzuhängen. Natürlich im übertragenen Sinn, alles andere könnte im Arbeitsalltag sehr unpraktisch sein und seine Wirkung verfehlen.

Ernsthaft meine ich damit, genau die Handlungsoption zu finden, die Dich vor dem Anecken bewahrt und im besten Fall trotzdem den eigenen Werten entspricht. Galant mit einer Federboa, übrigens ein passendes Outift auf so einer Luxusyacht die Herausforderungen im Arbeitsalltag umfliegen und dabei trotzdem bei sich bleiben, der eigenen Ansicht treu bleiben. Das funktioniert, habe ich schon oft getestet.

 

Ahoi!

Deine Anne